Mit Reskilling ist die Umschulung von Mitarbeitenden gemeint und der damit verbundene Erwerb von Fähigkeiten, um die neue Rolle oder Funktion ausüben zu können. Dass Reskilling auf allen Beschäftigungsebenen und in jeder Art von Unternehmen immer dringlicher wird, zeigen aktuelle Prognosen des Weltwirtschaftsforums (WEF). In dem "The future of Jobs Report" werden demnach bis zum Jahr 2027 weltweit voraussichtlich 83 Millionen Stellen abgebaut und 69 Millionen Stellen neu geschaffen. Neben der Inflation und dem langsamen Wirtschaftswachstum, hat auch das Aufkommen von generativer KI einen Einfluss auf die Prognose. So werden manche Jobs überflüssig, während andere verstärkt nach KI-Kompetenzen der Arbeitskräfte verlangen. Wir alle stehen also vor der Herausforderung, unsere Fähigkeiten auszuweiten und die notwendigen Skills zu erlernen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie das mit Reskilling gelingen kann und wie Sie den Prozess der Umschulung erfolgreich in Ihrem Unternehmen durchführen.
Ein Karrieresprung oder -wechsel ist nicht mehr nur den ehrgeizigsten unter uns vorbehalten. Möchten Sie wichtige Kompetenzen im Unternehmen behalten und eine hohe Fluktuation in Ihrem Unternehmen vermeiden? Dann sollten Sie das Reskilling so sinnvoll wie möglich angehen!
Wir verraten, wie Ihnen das gelingt:
Unter Reskilling versteht man das Erlernen neuer Fähigkeiten, damit man eine andere Rolle oder Position innerhalb oder außerhalb des aktuellen Unternehmens einnehmen kann. Im Gegensatz zum Ausbau bestehender Fähigkeiten (Upskilling) bedeutet Reskilling oft einen Karrieresprung oder sogar einen Karrierewechsel. Es geht darum, die eigenen Fähigkeiten grundlegend zu verändern, um den sich ändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes oder der strategischen Ausrichtung des Unternehmens gerecht zu werden.
Während beide Konzepte sich auf das Lernen und Weiterentwicklung drehen, konzentriert sich die Höherqualifizierung auf die Erweiterung bestehender Fähigkeiten innerhalb des aktuellen Tätigkeitsbereichs des Mitarbeiters. Für einen traditionellen Marketer, der hauptsächlich Erfahrung mit Printwerbung und Fernsehkampagnen hat, könnte Upskilling zum Beispiel die Entwicklung von Fähigkeiten in digitalen Marketingtechniken wie SEO, Social Media Marketing und Datenanalyse beinhalten.
Das Reskilling hingegen konzentriert sich auf das Erlernen von neuen Kompetenzen für ein neues Fachgebiet. Es ist die Reaktion auf drastische Veränderungen in der Unternehmensstrategie oder auf dem Arbeitsmarkt, die dazu führen, dass sich aktuelle Jobs verändern oder gar verschwinden. Denken Sie zum Beispiel an einen Angestellten im Einzelhandel, dessen Rolle mit dem Aufkommen des Online-Shoppings allmählich überflüssig wird. Diese Person kann durch Reskilling-Maßnahmen eine neuen Berufsweg im IT-Sektor einschlagen, indem sie grundlegende IT- und Computerkenntnisse entwickelt oder sich KI-Kenntnisse aneignet.
Angesichts des rasanten technologischen Fortschritts und den ständigen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt ist das kontinuierliche Erlernen von neuen Kompetenzen unerlässlich geworden. Die zu Beginn erwähnte Prognose, dass Millionen von Arbeitsplätzen verlagert werden oder wegfallen, verdeutlicht die Dringlichkeit von Reskilling-Maßnahmen in Unternehmen. Arbeitnehmende stehen mehr denn je vor der Herausforderung, neue Aufgaben, die durch den technologischen Wandel und Automatisierungen entstehen, zu meistern.
Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, dass in dem Studytube Learning & Development Monitor 2024, 71 Prozent der HR-Verantwortlichen angeben, über eine klare Strategie in der Weiterbildung zu verfügen. Diese verfolgt bei einer Mehrheit von 56 Prozent das Ziel, die Fähigkeiten und das Wissen der Mitarbeitenden auszubauen. Dabei verstärkt der herrschende Fachkräftemangel zusätzlich den Druck auf HR-Verantwortliche, Talente in den eigenen Reihen auszubilden. Für 43 Prozent der Befragten in unserer Studie lautet die Antwort auf die aktuelle Arbeitsmarktsituation deshalb: Reskilling.
Bereits 2019 prognostizierte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass in den nächsten 15 bis 20 Jahren, durch neue Automatisierungstechnologien ca. 14 Prozent aller Arbeitsplätze auf der Welt wegfallen und sich 32 Prozent davon drastisch verändern werden. Doch diese ernüchternden Zahlen, die mehr als 1 Mrd. Menschen weltweit betreffen, berücksichtigen nicht einmal den plötzlichen Aufstieg der generativen KI.
Generative KI ist keine Zukunftsmusik mehr; sie ist jetzt und sie wird bleiben. Und diese Technologie verändert die Art und Weise, wie wir arbeiten, in rasantem Tempo: Vom automatisierten Kundenservice mit intelligenten Chatbots bis hin zur fortschrittlichen Datenanalyse. Vorausschauende Mitarbeitende und Unternehmen wissen, dass kontinuierliche Weiterbildung der Schlüssel zum Erfolg in dieser sich schnell entwickelnden Welt ist.
Obwohl Arbeitnehmer nach einer Umschulung von besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt profitieren, kommen Reskilling-Maßnahmen auch den Arbeitgebern zugute. Schließlich kann es sein, dass der Job oder die Position eines Mitarbeitenden im Unternehmen nicht mehr gefragt ist. Anstatt darauf mit einer kostspieligen und zeitintensiven Rekrutierung zu reagieren, lohnt es sich, Reskilling-Maßnahmen durchzuführen. Von welchen konkreten Vorteilen Arbeitgebende bei einer Umschulung profitieren, haben wir für Sie aufgelistet:
Umschulungen sind natürlich nicht nur für Arbeitgebende wichtig, sondern auch für die Arbeitnehmenden selbst. Es ist daher für Personalentwickler:innen wichtig, diese Vorteile gut an die Belegschaft zu kommunizieren, um sie zu motivieren, an Weiterbildungsprogrammen teilzunehmen. Hier sind einige Vorteile, von denen Arbeitnehmer:innen profitieren:
Die idealen Reskilling-Maßnahmen sind von Branche zu Branche unterschiedlich, was sich jedoch vereint ist das Ziel, Mitarbeitende gezielt auf eine neue Rolle im Unternehmen vorzubereiten. Für einen intelligenten Ansatz benötigen Sie also einen umfassenden Einblick in die Entwicklung von Funktionen, zukünftigen Jobprofilen und technologischen Veränderungen. Hier kommen einige Beispiele für Reskilling-Maßnahmen in verschiedenen Sektoren:
1. IT/Software
Der IT-Fachkräftemangel befindet sich in Deutschland auf einem Rekordhoch. Laut einer Bitkom Studie aus Dezember 2023, sind derzeit 149.000 IT-Jobs hierzulande unbesetzt. Das liegt für 56 Prozent der befragten Unternehmen auch an fehlenden Kompetenzen der Bewerberinnen und Bewerber. Anstatt auf dem angespannten Arbeitsmarkt nach Talenten zu suchen, bietet Reskilling die Chance, notwendige IT-Kapazitäten intern im Unternehmen aufzubauen. Nehmen wir zum Beispiel eine IT-Supporttechnikerin, die für die Wartung der Computerhardware, und die Behebung allgemeiner technischer Probleme zuständig ist. Ihre technischen Grundkenntnisse, bieten eine gute Voraussetzung, um sie im Zuge einer freien Stelle, umzuschulen. Anstatt also auf die externe Suche nach einer Fachkraft für beispielsweise Cybersecurity zu gehen, kann die benötigte Man- bzw. Woman-Power kosten- und zeitsparend in den eigenen Reihen ausgebildet werden.2. Hightech Maschinenbau
Ein zukunftsorientiertes Kompetenzmanagement ist auch für die schnelllebige Welt der Industrietechnologie eine der zentralen Herausforderungen in den nächsten Jahren. Dabei setzen laut der Studie "Future Skills im Maschinen- und Anlagebau" bereits 56 Prozent der Unternehmen auf Reskilling, um die Mitarbeitenden für eine neue Rolle zu qualifizieren. Eine zentrale Rolle spielt dabei die digitale Transformation und Industrie 4.0, die die Arbeits- und Tätigkeitsbereiche der Mitarbeitenden verändert. Nehmen wir zum Beispiel einen Maschinenbauingenieur, dessen Unternehmen auf Industrie 4.0 umsteigen möchte. Als Maschinenbauingenieur ist er für die Konstruktion und Wartung von Produktionsmaschinen verantwortlich. Er besitzt eine umfassende Erfahrung im Umgang mit mechanischen Systemen, jedoch sind seine Kenntnisse in digitalen Technologien begrenzt. Im Rahmen eines zielgerichteten Reskilling-Programms kann das Unternehmen ihn in der Steuerungstechnik und Robotik, die in modernen Produktionsanlagen eingesetzt werden, weiterbilden. So wird die betriebliche Kontinuität gewährleistet und bestehendes Fachwissen effektiv genutzt.3. Einzelhandel
Der Arbeits- und Fachkräftemangel schlägt sich auch im Einzelhandel nieder. So zählt der Handelsverband Deutschland (HDE) aktuell 120.000 offene Stellen in der Branche. Die demografische Entwicklung könnte diesen Trend weiter verschärfen. Um dem strukturell bedingten Fachkräfteengpass nachhaltig zu begegnen, wird die Automatisierung und Digitalisierung der Arbeit immer wichtiger. Ein Beispiel hierfür ist das Erlernen von Online-Verkaufstechniken durch das Ladenpersonal mithilfe von Reskilling-Maßnahmen. Ein Autohändler könnte dies zum Beispiel als Reaktion auf die Verlagerung des Autokaufs ins Internet einführen. Aber in fast jeder Art von Einzelhandelsunternehmen tut das Verkaufspersonal gut daran, sich Fähigkeiten wie E-Commerce-Management, digitale Kundendienstfähigkeiten oder Datenanalyse anzueignen. Auf diese Weise werden sie in der Lage sein, digitale Funktionen zu übernehmen, anstatt nur physische Verkaufsfunktionen auszuüben.
4. Öffentlicher Sektor
Mit den Fähigkeiten von gestern wird es schwierig, die Jobs von morgen erfolgreich auszuführen - das gilt auch für den öffentlichen Sektor. Oft fehlt es dabei vor allem an digitalen Kompetenzen, was zu längeren Bearbeitungszeiten von Aufträgen, einer erhöhten Fehlerquote und damit verbundenen Kostensteigerungen führen kann. Hinzu kommt, dass der öffentliche Sektor mit fehlendem Nachwuchs kämpft. Auch hier kann das Reskilling Abhilfe schaffen und Zukunftskompetenzen sicherstellen. Nehmen wir als Beispiel eine Sachbearbeiterin, die für die Bearbeitung von Bürgeranfragen, die Verwaltung von Dokumenten und die Durchführung administrativer Aufgaben verantwortlich ist. Ihre Arbeit ist größtenteils manuell und papierbasiert. Die Behörde möchte ihre Dienstleistungen digitalisieren, doch dazu braucht es die entsprechenden Kompetenzen. Um diese zu erlangen, kann die Sachbearbeitende ein Reskilling-Programm durchlaufen, welches sie befähigt, mit neuen digitalen Werkzeugen zu arbeiten.
Die Gestaltung von Reskilling-Programmen ist keine einfache Aufgabe. Schließlich müssen Sie den künftigen Bedarf des Marktes eingehend analysieren, um Lernpfade zu entwickeln, die diesen neuen Rollen entsprechen. Damit Ihnen das gelingt, haben wir einen Fahrplan ausgearbeitet, der eine solide Grundlage für eine effiziente Umschulung Ihrer Mitarbeitenden bietet. So stellen Sie nicht nur sicher, dass die nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit des Einzelnen gefördert, sondern auch das Wachstum Ihres Unternehmens vorangetrieben wird.
Beginnen Sie mit einer gründlichen Analyse der Markttrends und -veränderungen. So können Sie feststellen, welche Qualifikationen in Zukunft benötigt werden. Parallel dazu sollten Sie eine interne Überprüfung der im Unternehmen vorhandenen Qualifikationen durchführen, um Kompetenzlücken aufzudecken. Diese können Sie durch Kompetenzbewertungen, Leistungsbeurteilungen und Mitarbeiterbefragungen ermitteln. Die Identifikation von Kompetenzlücken ist entscheidend, um zu verstehen, welche spezifischen Fähigkeiten entwickelt werden müssen.
Auf der Grundlage der ermittelten Kompetenzlücken entwickeln Sie dann spezifische Lernpfade, um diese zu schließen. Die Lernpfade sollten sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten umfassen und den Lernstilen und Bedürfnissen Ihrer Mitarbeitenden entsprechen.
Suchen Sie Partnerschaften mit Ausbildungsinstituten, Universitäten und Anbietern von Online-Lernplattformen, die auf die Entwicklung der erforderlichen Fähigkeiten spezialisiert sind. Investieren Sie auch in Lern- und Entwicklungsressourcen, die für eine Umschulung unerlässlich sind, z. B. Software, Werkzeuge und Technologien, die in den neuen Funktionen eingesetzt werden.
Nun ist es an der Zeit, die Lernprogramme einzuführen. Dabei ist es wichtig, eine Mischung aus verschiedenen Lernmethoden zu verwenden, um das Engagement und die Effektivität des Lernens zu maximieren. Außerdem sollten Sie Ihren Mitarbeitenden das Lernangebot und die Bedeutung einer Umschulung richtig vermitteln.
Richten Sie ein Mentorenprogramm ein, bei dem erfahrene Mitarbeiter oder externe Experten mit den Teilnehmern des Reskilling-Programms zusammenarbeiten. Dies bietet nicht nur zusätzliche Unterstützung und Beratung, sondern fördert auch die Anwendung der neuen Fähigkeiten in der Praxis.
Verfolgen Sie die Fortschritte aller Reskilling-Maßnahmen, indem Sie regelmäßig Feedback einholen und die Leistungen der Teilnehmer bewerten. Dies hilft Ihnen, die Effektivität und Lerneffizienz Ihrer Programme zu bewerten und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Da sich der Markt und die Technologien ständig weiterentwickeln, muss das Reskilling-Programm regelmäßig aktualisiert und angepasst werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass Ihre Mitarbeiter stets auf künftige Herausforderungen und Chancen vorbereitet sind.
Sie können Reskilling auf unterschiedliche Weise angehen. Es ist wichtig zu wissen, dass die bevorzugten Methoden und Tools von den Mitarbeitenden selbst aber auch von der Generation abhängig sein können. Konzentrieren Sie sich also nicht auf eine einzige Methode oder ein einziges Tool, sondern stellen Sie sicher, dass Sie die Entwicklung der gewünschten Fähigkeiten auf verschiedene Weise fördern. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele für wirksame Methoden:
Kompetenzbasiertes Lernen, oder auch Skill-basiertes Lernen, ist eine praktische, personalisierte und effiziente Lernerfahrung, die darauf ausgerichtet ist, Mitarbeitende schnell und effektiv auf neue Herausforderungen vorzubereiten. Dies macht es zu einer idealen Wahl für Unternehmen, die in schnelllebigen Branchen nach Agilität und Wettbewerbsfähigkeit streben. So konzentriert sich Skill-basiertes Lernen speziell auf die Entwicklung konkreter Fähigkeiten, die direkt in der Praxis angewendet werden können.
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